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Vene 5 Monate nach Bypass wieder zu + Blutgerinnsel im Herz

Kategorie: Herz-Kreislauf » Forum Allgemeine Herz- und Kreislaufbeschwerden

13.03.2009 | 15:46 Uhr

Hallo,

meinem Vater (57 Jahre, 105 kg, Küchenmonteur) wurden im Oktober 2008 zwei Bypässe gemacht. Der Heilungsprozess / die Verbesserung des Zustandes hat aus meiner Sicht zwei Monate nach der OP gestoppt. Die Ärzte dachten, dass sich der Gesundheitszustand aufgrund der Psyche nicht verbessern würde und haben ihn an einen Psychologen verwiesen. Er hat sein Leben lang immer körperl. hart gearbeitet und war selbständig. Lt. medizinischen Dienst und der Krankenkasse sollte er bereits wieder arbeiten gehen z.B. Ausmessen u. Bürotätigkeiten. Dies hat aber überhaupt nicht funktioniert, da er sich nicht konzentrieren konnte, Fehler machte und überempfindlich (sensibel oder aggressiv) wurde. Körperlich ist garnicht mehr daran zu denken, dass er so etwas (Küchen aufstellen) nochmals ausüben könnte. So kennen wir ihn garnicht. Der ganze Stress "Geschäft kann so nicht mehr weiterlaufen" und Probleme mit der Krankenkasse und dem mediz. Dienst haben ihn sehr belastet. Nachdem mein Vater jetzt letzte Woche immer mehr Probleme bekam (Ziehen im Rückenbereich, Stechen ins Herz,...)ging er am Dienstag zum Kardiologen und wurde gleich ins Krankenhaus eingeliefert. Gestern (Donnerstag) wurde ein Herzkatheter durchgeführt und festgestellt, dass er ein Blutgerinnsel im Herz hat und eine der beiden Venen wieder komplett zu ist. Muss wohl eine Vene hinterm Herz sein. Des Weiteren sagte das Krankenhaus, dass bei der Bypass OP eigentl. 3 Bypässe notwendig gewesen wären und nur 2 gemacht wurden. Die dritte Vene wäre zu 65% bereits verkalkt. Er hatte aber 3 Narben am Bein.

Jetzt stellen sich uns viele Fragen:

1.) Wie geht es jetzt weiter. Kann er an dem Blutgerinnsel sterben bzw. was passiert schlimmstenfalls oder bestenfalls? Anscheinend bekommt er ab heute Marcumar. Ab dem wievielten Tag der Marcumar Einnahme sinkt das Risiko? Wie kann solch ein Blutgerinnsel entstehen? 2.) Warum geht eine Vene nur nach so kurzer Zeit (5 Monate) wieder komplett zu? Kann das von Stress und Angst kommen? 3.) Seit dem Herzkather (war gestern Nachmittag) schlafen ihm die Fingerkuppen an einer Hand ein bzw. sind wie taub. Was kann das bedeuten? Sie sagen, wenn dies noch länger andauert müsste CT gemacht werden,... 4.) Mein Vater muss, um sich keinen psychischen Stress mehr zu machen, das Geschäft aufgeben. Er ist jedoch im Angestelltenverhältnis. Wie schätzen Sie die Situation ein für die Rente? Bzw. ist seine allgemeine Situation so kritisch, dass wir uns darüber gar keine Gedanke machen müssen?

Wir sind echt total verzweifelt und dachten, dass nach der Bypass OP erst mal eine Zeit Ruhe ist, jetzt müssen wir schon wieder bangen.

Vielleicht habt Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht und antwortet mir.

HW1951

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13.03.2009, 19:21 Uhr
Antwort
Hallo, Hermann,
dass ein Bypass (also diese Ersatz-Vene) wieder zu geht, ist leider gar nicht so selten. Auch bei einer Dilatation (also einer Dehnung der Herzkrankgefässe) passiert das hin und wieder; mir ist das 1995 auch passiert.
>1.) Wie geht es jetzt weiter.
>Kann er an dem Blutgerinnsel sterben bzw.
>was passiert schlimmstenfalls oder bestenfalls?
>Anscheinend bekommt er ab heute Marcumar.
Das Marcumar wird ja gegeben, um das Gerinnsel aufzulösen bzw. zu verhindern, dass sich neue bilden. Das ist tatsächlich in so einem Fall die Therapie der Wahl.
>Ab dem wievielten Tag der Marcumar Einnahme
>sinkt das Risiko?
Marcumar wirkt individuell sehr verschieden. Bei einem wirkt es bereits nach wenigen Tagen, bei anderen dauert es eine Woche, oder länger, bis das OPTIMUM erreicht ist.
>Wie kann solch ein Blutgerinnsel entstehen?
Dafür gibt es viele Gründe. z.B. erhöhte Blutfettwerte (meist mit Übergewicht gekoppelt), aber auch durch Unebenheiten in den Adern, an denen das Blut "verwirbelt" und dadurch Gerinnsel entstehen. Das kann man leider nicht vorhersagen.
>2.) Warum geht eine Vene nur nach so kurzer Zeit
>(5 Monate) wieder komplett zu?
>Kann das von Stress und Angst kommen?
Stress und Angst sind für Herzkranke Gift! Ist Dein Vater denn noch in psychologischer Behandlung? Gerade Menschen nach Herzinfarkt und/oder Bypass-OP brauchen dringen psychologische Begleitung, oft über Jahre hinweg. Ich war früher, vor meiner Berentung, selbst Therapeut, aber als ich meine beiden Herzinfarkte hatte (beide 1995) habe ich das nicht alleine verarbeitet bekommen und musste zwei Jahre zu einer Kollegin in Therapie gehen.
Warum eine Vene dicht macht, weiss man noch nicht so genau. Wüsste man es, könnte man ja vorsorgen. Das ist leider ein Risiko, das man zu tragen hat.
Fortsetzung im nächsten Beitrag, da man hier nur 3000 Zeichen eingeben darf.
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13.03.2009, 19:22 Uhr
Antwort
Teil II meiner Antwort:
>3.) Seit dem Herzkather (war gestern Nachmittag)
>schlafen ihm die Fingerkuppen an einer Hand ein bzw.
>sind wie taub. Was kann das bedeuten?
>Sie sagen, wenn dies noch länger andauert müsste CT gemacht werden,...
Ob das mit dem Herzkatheter zu tun hat, weiss ich nicht. Aber es können sich ja auch Gerinnsel in seinem Gehirn abgesetzt haben, die die Durchblutung stören, verändern, schmälern. Da wäre ein CT durchaus sinnvoll.
>4.) Mein Vater muss, um sich keinen
>psychischen Stress mehr zu machen, das Geschäft aufgeben.
>Er ist jedoch im Angestelltenverhältnis. Wie schätzen Sie
>die Situation ein für die Rente? Bzw. ist seine allgemeine
>Situation so kritisch, dass wir uns darüber gar keine Gedanke
>machen müssen?
Das ist schwer zu beurteilen, weil da viele Faktoren eine Rolle spielen. Ich selbst musste 1996 in Frührente gehen, meinen Job (Angestelltenverhältnis in einer Beratungsstelle) aufgeben und ein Jahr später auch meine kleine Beratungs-Praxis aufgeben, die ich nebenbei hatte. Da ging nichts mehr. Ich wurde dann berentet.
>Wir sind echt total verzweifelt und dachten, dass nach
>der Bypass OP erst mal eine Zeit Ruhe ist, jetzt müssen
>wir schon wieder bangen.
In über 90% der Fälle hat eine Bypass-OP die Wirkung, die sie haben soll. Aber leider ist sie nicht immer so erfolgreich, und die es dann trifft, für die ist es ungeheuer schwer, auch für die Angehörigen.
Ich möchte Deinem Vater und Euch ein Buch empfehlen, das es leider nicht mehr im Buchhandel gibt, nur noch antiquarisch (am besten über Google suchen). Es heisst "Das gepanzerte Herz. Gespräche mit Herzpatienten. Lebensperspektiven für Betroffene, ihre Angehörigen und Freunde". Es ist von der evangelischen Theologin und Therapeutin Angela Rinn-Maurer. Ein sehr wichtiges Buch, ein mutmachendes Buch, aber auch ein Buch, das die Hintergründe schwerer Herzkrankheiten durchleuchtet...
Und Deinem Vater möchte ich empfehlen, Herz-Foren im Internet aufzusuchen, sobald er aus dem Krankenhaus kommt. Was man als Herzkranker dringend braucht ist Gemeinschaft und Solidarität mit Gleichgesinnten und Gleichkranken. Für mich war es damals sehr wichtig, mich einer Herzsportgruppe und einer Herzselbsterfahrungsgruppe anzuschliessen. Heute bin ich zusätzlich auch im Internet sehr aktiv, und würde das Deinem Vater sehr ans Herz legen.
Und wenn er und Du und Ihr Fragen habt: Ich denke, hier ist der richtige Ort dafür.
Liebe Grüsse, viel Kraft und für Deinen Vater nur Gutes
Peter
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13.03.2009, 19:27 Uhr
Antwort
Noch ein Nachtrag:
Ein Gerinnsel, das sich im Hirn abgesetzt hat, bedeutet NICHT, dass Dein Vater bald sterben muss. Er ist ja im Krankenhaus, und sobald da irgendwas Verdächtiges auftritt, wird man eingreifen. Gerinnsel kann man auflösen. Aber dazu muss man erst wissen, ob eines da ist, daher im Eventualfall die CT.
LG
P
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13.03.2009, 20:59 Uhr
Kommentar

Lieber Peter,

vielen Dank für Deine Antworten. Finde das echt klasse von Dir, dass Du hier so engagiert bist und wildfremden Leuten soviel Zeit, Rat und Kraft schenkst.

Wie geht es Dir mittlerweile?

Mein Vater war bislang noch garnicht in psycholog. Behandlung, nur beim Neurologen. Bei uns in der Kante (Pirmasens) ist es echt schwierig Termine bei guten Psychologen zu bekommen. Die Wartezeit beträgt ca. 6 Monate. Momentan steht er bei einer Psychologin auf der Warteliste, d.h. sobald jmd. abspringt wird er angerufen.

Ich war vorhin bei ihm im Krankenhaus. An dem Taubheitsgefühl in den Fingerspitzen hat sich nichts geändert, aber anscheinend hat die Station diese Info nicht an den Arzt weitergeleitet. Ich habe nun nochmals darauf hingewiesen und wenn wir Glück haben, würde der Arzt, welcher den ganzen Abend Schicht in der Ambulanz hat, nochmal irgendwann reinschauen. Das beunruhigt micht jetzt schon etwas. Aber er hat während meines Besuches eine Heparin Spritze und vorher 3 Marcumar bekommen.

Vielen Dank für die Buchempfehlung. Ich werde mich gleich im Internet umschauen (evtl. gibts das bei Amazon) und das Buch sofort bestellen.

Wie ist Deine Einschätzung bzgl. den Bypässen? 1 neuer Bypass ist komplett zu und eine "alte Vene" anscheinend zu 75%. Wie denkst Du, dass es weitergeht, nachdem er das hoffentl. mit dem Blutgerinnsel überstanden hat? Erneute OP? Hast Du schon etwas von der Herzklinik in Lahr gehört? Wenn nicht, schau mal im Internet. Die operieren mittlerweile am schlagenden Herzen. Mein Vater sagt, wenn er nochmal eine Bypass OP mit HLM mitmachen muss, dann überlebt er das nicht,...

Wie ist Deine Vorgeschichte / Krankengeschichte? Geht's Dir jetzt wieder einigermaßen gut? Ab wann wurdest Du verentet, ohne mit dem techn. Dienst, der Krankenkasse, etc. kämpfen zu müssen?

Lieber Peter, ich bin froh und dankbar, dass ich Dich über dieses Forum kennen gelernt habe. Nochmals vielen Dank.

Bis dann,

Julia

P.S. Habe HW 1951 und Hermann angegeben, weil mein Vater evtl. nach Rückkehr diese Zugangsdaten benutzen kann. Er ist aber internetmäßig überhaupt nicht fit,... d.h. das wird problematisch. Wo bzw. von welcher Kante (Ort) bist Du eigentlich? - Darf man solche privaten Sachen überhaupt in dem Forum schreiben?

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13.03.2009, 23:46 Uhr
Kommentar
Liebe Julia,
ich antworte morgen, es ist jetzt zu spät geworden (das blöde Fernsehen ;-))
Liebe Grüsse
Peter
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14.03.2009, 10:02 Uhr
Kommentar
Guten Morgen, Julia,
dass Dein Vater auf der Warteliste der Psychologin steht, ist schon mal gut. Leider sind 6-12 Monate Wartezeit heute nicht mehr selten, hier im Grossraum Düsseldorf-Köln ist das noch extremer, weil sich schnell rumspricht, wer gute Therapeuten sind, und die haben dann noch längere Wartezeiten.
Dass die Station die Missempfindungsstörungen Deines Vaters nicht weitergegeben haben, geht nicht. Da würde ich schon drauf drängen, notfalls würde ich selbst den Arzt informieren.
Wegen des verschlossenen Bypasses muss man vermutlich einen Herzkatheter machen, um zu sehen, ob man den Bypass dilatieren kann. Man kann ja nicht nur die "originalen" Herzkranzgefässe dilatieren, sondern auch Bypässe. Ob eine erneute OP nötig wird, hängt dann von dem Ergebnis ab.
Ja, die Klinik in Lahr ist mir dem Namen nach bekannt. Das Problem bei einer OP am schlagenden Herzen ist, dass sie nicht für alle infrage kommt. Der Zugang zum Herzen muss sehr direkt möglich sein, d.h. wenn zu viel Fettgewebe das Herz umschliesst oder andere anatomische Gegebenheiten den direkten Zugang erschweren, wird das eher nicht gemacht. Zumindest ist das der letzte Stand, über den ich mal gelesen habe. Es kann sein, dass sich das in den letzten Monaten perfektioniert hat (wie ja so vieles in der Medizin)
>Wie ist Deine Vorgeschichte / Krankengeschichte?
Ach, die steht ausführlich hier irgendwo im Forum. Ganz kurz: Zwei Herzinfarkte mit 43 Jahren, Dilatationsversuch der betreffenden Ader (leider ist es der Hauptast der Herzkranzgefässe und zwar ganz nahe an der Aorta, daher kann nicht bypassoperieren, bzw. würde es nur bei akuter Lebensgefahr mit einem Risiko von fast 50% tun), der aber schief ging. Die Ader ist nach wie vor verschlossen und die Reste der Vorderwand, die noch funktionieren, werden durch Kollaterale versorgt (das sind hauchdünne Äderchen, die sich um verschlossene Adern herum bilden können, was sie bei mir glücklicherweise getan haben). Meine Ursachen waren ungesunder Lebenswandel ( Übergewicht, ungesundes Essen) und ein superstressiger Job sowie familiäre Dispositionen (Mutter starb am zweiten Herzinfarkt, Vater am dritten). Mit 44 berentet.
Fortsetzung folgt...
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14.03.2009, 10:03 Uhr
Kommentar
... und die Fortsetzung:
>Geht's Dir jetzt wieder einigermaßen gut?
Ich kann mit meinem Zustand mittlerweile gut leben. Mein körperliches Leben agiert zwar "auf Sparflamme", aber geistig-seelisch bin ich voll da ;-)
>Ab wann wurdest Du verentet, ohne mit dem techn. Dienst,
>der Krankenkasse, etc. kämpfen zu müssen?
Mit 44. Die Krankenkasse hatte bei meiner Berentung keine Rolle gespielt, bzw. sie war sehr dafür. Der Rentenversicherer hat Probleme gemacht, sie drückten durch, dass ich eine berufliche Reha gemacht habe, aber auch danach war ich nicht arbeitsfähig, wie mir Ärzte bestätigten. Alle Ärzte und auch die Krankenkasse waren FÜR die Berentung, der Rentenversicherer war dagegen. Also musste ein Prozess geführt werden, den Ärzte, Krankenkasse und ich gewonnen haben. Diesen Prozess hat ein Sozialverband für mich geführt, weil ich dazu nicht die Nervenkraft hatte. Ich darf den Sozialverband hier nicht nennen, aber ich kann nur jedem empfehlen, sich einem solchen anzuschliessen, denn heute ist es NOCH schwieriger, eine Rente zu bekommen, als es vor 12 Jahren der Fall war.
Ich wünsche ein schönes Wochenende und Deinem Vater schnelle und gute Erholung und Besserung.
Peter
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