Hallo,
ich habe vergangene Woche meine erste Herzkatheter Untersuchung samt Ablation hinter mir. Ich hatte ziemlich Respekt davor und habe im Vorfeld das Internet dazu leer gelesen. Da bin ich auch oft hier im Forum hängen geblieben. Da dachte ich, ich möchte meine Erfahrung darüber gerne hier teilen - in der Hoffnung, andere profitieren vielleicht davon... Und ich hoffe, ich habe den richtigen Thread erwischt.
Vorgeschichte:
Seit 2017 hatte ich immer mal wieder Herzrasen. Aus dem Nichts schnellte der Puls auf 150-190 nach oben. Beim Aufstehen, normal laufen, Bücken usw. Es trat unregelmäßig auf - mal 1x im Monat, mal wöchentlich, mal gar nicht mehr. Dieses Jahr (2020) wurde es häufiger - es gab Tage, da traten die Tachykardien mehrmals pro Stunde auf. Damit verbunden: Kopfschmerzen, Schlappheit, manchmal Atemnot, übermäßiges Schwitzen. Ich habe beschlossen, da muss sich was ändern - also Termin bei Kardiologe (Blutwerte bei Hausarzt alle im grünen Bereich)
Kardiologe:
Ein kurzes mit dem Kardiologe und Schildern der Symptome brachte sofort die Vermutung: AVNRT (AV-Knoten Reentry Tachykardien). Zur Sicherheit wurden Ultraschall und Langzeit-EKG gemacht. Natürlich war das auch ohne Befund - auch beim EKG traten natürlich die Tachykardien nicht auf. ABER: Ich besitze eine Smartwatch der Firma mit dem Apfel. Die kann ganz unkompliziert und schnell ein 1-Kanal-EKG schreiben. So habe ich das auftretende Herzrasen und auch die Entspannung mehrmals aufzeichnen können. Ein sehr wertvolles Tool in dem Moment. Mir wurde schlussendlich eine Ablation empfohlen.
Vorgespräch OP:
Ich habe den Eingriff im Diakonie Klinikum in Stuttgart machen lassen. (Ich wohne auch dort) Im Vorfeld hatte ich eine heiden Angst vor diesem Eingriff. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass da jemand mit Drähten an meinem Herz rum macht. Mein Vorgespräch beim Chefarzt der Elektrophysiologie (Dr. Ickrath) hatte ich drei Wochen vor dem Eingriff. Ich wurde umfassend aufgeklärt über die eventuellen Risiken - und was genau gemacht würde. Gleich dort habe ich mich gut aufgehoben gefühlt und er hat mir auch sofort jegliche Angst genommen. Ein Routineeingriff sei das - so wie auch überall im Internet steht. Das übliche Procedere wurde mir prophezeit: Einen Tag der Eingriff - am nächsten Tag wieder nach Hause. Ich muss dazu sagen: ich bin Kassenpatient, habe aber eine Stationäre Zusatzversicherung. Den Eingriff habe ich aber über die Krankenkasse abwickeln lassen - es hatte ja sowieso der Chefarzt durchgeführt.
Aufnahme im Krankenhaus:
Freitags sollte ich zur "organisatorischen" Aufnahme erscheinen. Neben Papierkram sollte lediglich ein Corona-Abstrich gemacht werden. Am "richtigen" Aufnahmetag wurde mir am Empfang Telefonkarte, Kopfhörer etc. gegeben - und die Station, auf der ich mich melden sollte. Dort wurde mir mein (Zweibett-)Zimmer gezeigt - und auch nochmal der zeitliche Ablauf erklärt.
Ablauf OP:
Als Voruntersuchungen wurde am OP-Tag morgens Blutdruck gemessen, Blut abgenommen, gewogen, Ruhe-EKG und weitere Fragen zum Krankheitsbild erledigt. Natürlich auch ein Zugang gelegt. Ich hatte mich schon auf mehrere Stunden Wartezeit eingestellt - aber sofort nach den Voruntersuchungen wurde ich zur OP gebracht. Ich durfte noch selbst auf den Tisch ins Labor steigen, dann würde vorbereitet: Elektroden anlegen, EKG-Saugnäpfe, Leistengegend desinfizieren, abdecken. Ich bekam dort gleich ein Beruhigungsmittel - und ich hatte ausdrücklich um eine ordentliche Sedierung gebeten. Nachdem sich der Arzt am Tisch bereit gemacht hatte, hab ich diese Sedierung wohl auch gleich bekommen. Ich habe ab dann jedenfalls nichts mehr mitbekommen. Letztendlich lief der Eingriff so: Sie haben 1,5 Stunden versucht, die Tachykardien auszulösen und die Diagnose AVNRT zu bestätigen. Beim letzten Versuch hat es zum Glück geklappt - es konnte ein typischer Puls von 160-170 ausgelöst werden. Es wurde dann an zwei Stellen abladiert - inklusive die zweite Leiterbahn.
Nach der OP:
Ich bin erst wieder so richtig auf dem Zimmer zu mir gekommen - mit einem fetten Druck verband an der Leiste. Es gab leider dann nochmal eine Nachblutung an der Punktionsstelle. In der Folge musste der Hämoglobin-Wert im Blut kontrolliert werden. Am lästigsten war dann das starre Liegen auf dem Rücken - insgesamt ca. 12-14 Stunden (über Nacht) Am Tag nach der Ablation dürfte ich tatsächlich schon vormittags nach Hause.
Zu Hause:
Ich hatte ein heftiges Hämatom in der Leiste. Sah aus, als wäre ich vom Bullen getreten worden. Es hat aber nicht arg weh getan. Musste mich entsprechend schonen, nichts schweres heben etc. Habe selbst gemerkt, als ich an der ein oder anderen Stelle mal zuviel körperlich gemacht habe. An der Punktionsstelle ist Tage später eine Verhärtung aufgetreten. Das sei aber normal, dass das an der Stelle Auftritt.
Hatte mich mit dem OP-Tag drei Tage krank schreiben lassen. Da ich keine körperlich schwere Arbeit verübe (Redakteur / Journalist), war das schon Ok so. Außerdem tat ein bisschen Bewegung gut...
Das wichtigste aber: Das Herzrasen ist weg!!!! Bei allen Situationen, an denen die Tachykardien immer aufgetreten sind, tauchten sie nicht mehr auf. Verrückt. :-)
Fazit:
Ich hatte sehr viel Bedenken und Angst vor dem Eingriff. Ich würde mich aber jederzeit wieder dafür entscheiden. Die gestiegene Lebensqualität jetzt ist eigentlich unbezahlbar.
Wenn jemand noch Fragen dazu hat - gerne melden... Ich versuche hier regelmäßig rein zu schauen und zu antworten....
Viele Grüße,
Alex