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Autofahren nach Infarkt und mehrfacher Reanimation

Kategorie: Herz-Kreislauf » Forum Allgemeine Herz- und Kreislaufbeschwerden

12.01.2009 | 15:27 Uhr
Hallo,
ich hatte im November 2008 einen Herzinfarkt und bin weiter krank geschrieben.
Lt. Info des Chefarztes der Rehaklinik sollte ich 12 Wochen keinAuto fahren.
Es gäbe Gerichtsurteile, die auf Folgen bei Unfällen abzielen.
Ist das wirklich so?
Meine Hausärztin konnte diese Aussage nicht nachvollziehen.
Da ich jeden Tag eine größere Strecke zur Arbeit fahren muß, ist dies für mich eine wichtige Frage.
Danke für alle Antworten und Hinweise.
Gruß
R. Meyer

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12.01.2009, 16:28 Uhr
Antwort
Grüss Dich, Roland,
mir wurde damals auch gesagt, dass ich einige Wochen lang kein Autofahren dürfe, solange bis ich wieder arbeitsfähig sei. Allerdings konnte ich das ignorieren, da ich sowieso keinen Führerschein habe, was der Arzt aber nicht wusste.
Ich denke, wenn Du wieder arbeiten kannst, kannst Du auch wieder autofahren. Bei andauernder Problematik (Angina Pectoris usw.) könnte das aber was anderes sein. Wurdest Du bypass-operiert oder wurde ein Stent gesetzt? Oder wurde der Verschluss medikamentös wieder eröffnet? Welche Medikamente nimmst Du ein?
Herzliche Grüsse
Peter
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12.01.2009, 16:43 Uhr
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Hallo Peter,
es wurde ein Stent gesetzt. Mit Inaussichtstellung eines Herzschrittmachers, falls die Pumpleistung des Herzens (30 %) sich nicht erhöht hätte. Allerdings liege ich wieder bei 45-50%.
Medikamente Plavix, Beta-Blokker, Ramipril, ASS 100 und noch einiges für die Magenverträglichkeit der anderen.
Gruß
Roland
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12.01.2009, 17:10 Uhr
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Hallo, Roland,
in meiner Herzsportgruppe sind mehrere Männer mit Stents,. Die mussten ca. 1 Jahr lang Plavix nehmen, und ASS, Betablocker und ein weiteres Blutdruckmittel lebenslang. Deine Medikation ist also Standard, das ist gut!
Wie lange bist Du denn noch krank geschrieben? Ich würde mich auf jeden Fall rechtlich absichern lassen, wenn Du wieder autofahren willst. Vielleicht gibt es ja einen Anwalt in Deiner Nähe, der auf Verkehrsrecht spezialisiert ist?! Man könnte auch beim Strassenverkehrsamt nachfragen, aber da könnte man "junge Hunde wecken", und die verpassen Dir schlimmstenfalls noch eine Begutachtung. Ich würde das über einen Anwalt klären lassen. In meiner o.g. Herzsportgruppe ist eine junge Frau, der musste ein Defibrillator eingesetzt werden. Die darf tatsächlich nicht mehr autofahren, weil der Defi bei ihr mehrmals im Jahr aktiv werden muss. Aber das steht ja bei Dir glücklicherweise nicht an.
Darf ich fragen, ob Du auch was für Deine Seele tust? Die Erfahrung eines Herzinfarktes greift nicht nur den Körper, sondern auch die Seele an. Ich habe bereits zwei Infarkte hinter mir und weiss, wie belastend die Angst ist und wie hoffnungslos manche Tage aussehen, besonders in den ersten 1-2 Jahren danach.
Lieben Gruss
Peter
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13.01.2009, 08:47 Uhr
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Hallo Roland, hallo Peter,
mein Vater hatte durch ein Hirntumor öfters epileptische Anfälle. Als er einigermaßen mit medikamenten eingestellt war und somit anfallsfrei, wollte er sich auch vorzeitig ans Lenkrad setzen. Ich fragte ihn: Könntest du es verantworten, wenn du jetzt doch noch mal einen Anfall bekommen würdest und eine junge Mutter mit ihrem kleinen Kind in den Tod fährst, nur weil du dich nicht kurzzeitig einschrenken willst? Seine Antwort war klar und er hielt sich an die Angaben des Arztes. Diese Frage solltet ihr euch bitte auch stellen.
Gruß
Thomas
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13.01.2009, 12:31 Uhr
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Hallo Roland
Bevor die Medizin Dir grünes Licht erteilt, solltest Du auf keinen Fall Autofahren. Der Hauptfaktor bei der Beantwortung der Frage ist und bleibt aber die Selbstverantwortung, die Dir niemand abnehmen kann. Sollte es zu einem Unfall kommen, bei dem schlussendlich die Schuldfrage gerichtlich beurteilt werden muss, wirst Du allein dastehen. Dur wirst nicht nur das Gesetzt, sondern schlussendlich auch noch die Versicherungen gegen Dich haben. Wenn ich heute nach meiner schweren Herz-OP noch Autofahre, tue ich dies auf absolut eigene Verantwortung. Kein Arzt hat mich damals auf dieses Thema angesprochen.
Gruss und gute Besserung Willi
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13.01.2009, 13:11 Uhr
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Grüss Dich, Thomas.
Als leidenschaftlicher Fussgänger kann ich Dir da nur zustimmen! Ich selbst habe keinen Führerschein, aber ich weiss, dass der Führerschein für viele Menschen beruflich überlebenswichtig ist. Und wenn Roland medikamentös gut eingestellt ist und z.B. ein halbes Jahr lang keinerlei Probleme mehr hat, warum sollte er dann nicht wieder fahren? Dass dies alles NUR getan wird, wenn WIRKLICH keinerlei Herzprobleme mehr auftreten, ist selbstverständlich. Aber nach einer rhythmologisch "unsicheren" Zeit (mein Kardiologe sprach von 3-6 Monaten nach einem Infarkt), sehe ich keinen Grund, nicht wieder mit dem Autofahren zu beginnen, sofern keine weiteren Attacken mehr aufgetreten sind.
Magst Du mal erklären, warum Du da Bedenken hättest? Interessiert mich wirklich, da ich Dir ja TENDENTIELL und AKUT zustimme, aber eben nicht "auf Dauer".
Lieben Gruss
Peter
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13.01.2009, 12:46 Uhr
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Hallo Peter,
ja, Eure Antworten und auch die der befragten Ärztin habe ich erwartet.
Vermutlich ist das auch gut so, auch wenn ich mich schon besser fühle.
Zu Hause treibe ich den Sport, den ich zur Reha begonnen habe. (Wandern, Ergometertraining, Atemtherapie).
Während der Reha hatte ich mehrere Termine bei der Psychologin der Klinik. Das hat mir sehr geholfen.
Ich bemühe mich auch zu Hause um einen Termin, denn verarbeitet ist das noch lange nicht. Meine Frau wird die nächtlichen Bilder wohl nie vergessen. Auch sie wird mitkommen.
Wir wollen das gemeinsam in die Reihe kriegen.
Hattest Du richtige Depressionen in der Zeit danach?
Mir wird schon die Krankschreibung zu lange und ich kenne noch keinen Endtermin. Am 10.02.09 muss ich zum örtlichen Kardiologen. Dann weiß ich sicher mehr.
Ich gebe Dir recht. Die Angst ist immer da. Mal steht sie ganz hinten, weil man sie verdrängt, aber besonders abends ist die Erinnerung an diesen Abend, als es passierte, immer da.
Ich fühlte mich vor dem Infarkt sauwohl und jetzt fühle ich die Endlichkeit anders, ich fühle mich angreifbarer, verletzt.
Ich werde wohl so schnell keine längerfristigen Pläne mehr schmieden.
Gruß
Roland
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13.01.2009, 13:37 Uhr
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Hallo, Roland,
wie alt bist Du denn, wenn ich mal fragen darf?
Ich war bei meinem ersten Infarkt 42, bei meinem zweiten knapp 43.
Die Partner leiden immer mit. Meine Frau war zwar während dieser Wochen und Monaten "die Starke", sie hat ungeheure Kraft gezeigt, aber ca. 1 Jahr später ist sie dann zusammengebrochen, nachdem ich "über dem Berg" war. Das ist oft so, dass die Partner stark sein wollen, und wenn das Schlimmste dann vorbei ist, kommt für sie der Zusammenbruch. Es ist GUT, dass sie sich auch therapeutische Hilfe holen will.
>Hattest Du richtige Depressionen in der Zeit danach?
Ja, ich bin in eine Angststörung mit Depressionen hineingerutscht. Da konnte ich mir dann auch selbst nicht mehr helfen, obwohl ich vom Fach bin bzw. war.
>Mir wird schon die Krankschreibung zu lange und
>ich kenne noch keinen Endtermin.
Ich war damals insgesamt 11 Monate krank geschrieben. Wenn der zweite Infarkt nicht gekommen wäre, wären es "nur" 6 geworden. Ich sollte am 1.8. wieder arbeiten, und am 25.7. passierte dann der zweite Infarkt, noch in der Krankschreibung zum ersten. Aber das soll Dir keine Angst machen, so etwas ist relativ selten, dass es einem in so kurzer Zeit zweimal erwischt. Nach einem Jahr musste ich dann aber dennoch in Rente gehen, aus vielerlei Gründen...
- Fortsetzung unten, weil hier der Platz auf 3000 Zeichen begrenzt ist -
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13.01.2009, 13:38 Uhr
Kommentar
- Fortsetzung -
>Am 10.02.09 muss ich zum örtlichen Kardiologen.
>Dann weiß ich sicher mehr.
Ja, das denke ich auch. Wie war denn Dein letzter EF-Wert?
>Ich gebe Dir recht. Die Angst ist immer da.
>Mal steht sie ganz hinten, weil man sie verdrängt,
>aber besonders abends ist die Erinnerung
>an diesen Abend, als es passierte, immer da.
Sprichst Du diese Erinnerung auch irgendjemand gegenüber aus? Ich habe das leider erst zu spät getan, weil ich meine Frau nicht belasten wollte, und auch meine Freunde nicht, weil ich merkte, wieviel Angst sie selbst ja auch hatten. Ich habe die Erinnerung immer nur in mir selbst hin und her gewälzt, und erst als ich dann alles meiner Therapeutin (mehrfach!) erzählte, wurden die Erinnerungen langsam "milder". Aber ich kann bis heute nahezu jeden Augenblick "rekonstruieren", der damals ablief (es ist 13 Jahre her!), es ist so, als hätte sich das alles minutiös in mein Gehirn gebrannt. Aber ich leide da heute nicht mehr drunter, ich erinnere, und dann "lege ich es wieder weg".
>Ich fühlte mich vor dem Infarkt sauwohl
Ja, so ging es mir auch. Voll im Job, volle Kraft, ja, ich denke, ich war sogar so etwas wie ein workoholic.
>und jetzt fühle ich die Endlichkeit anders,
Das ist das härteste für mich gewesen, und bis heute habe ich noch keine wirklich gelassene Einstellung zu der Tatsache, dass ich "irgendwann" mal sterben muss.
> ich fühle mich angreifbarer, verletzt.
Ja, das kenne ich soooo gut...
>Ich werde wohl so schnell keine längerfristigen Pläne mehr schmieden.
Aber das wird sich wieder ändern, Roland. Obwohl ich aufgrund der Herzschädigungen, die nicht mehr zu heilen und zu "reparieren" gewesen sind, eine deutlich eingeschränkte Lebenserwartung habe, mache ich seit längerem trotzdem wieder Pläne. So plane ich für 2011 einen grossen Umzug quer durch die Republik, vom Nordwesten in den Südosten. Und das schaffe ich auch.
Liebe Grüsse
Peter
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