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Vorhofflimmern oder Insuffizienz, Vorgehensweise

Kategorie: Herz-Kreislauf » Expertenrat Herz- und Kreislaufbeschwerden | Expertenfrage

07.10.2020 | 21:21 Uhr

Hallo liebe Experten,

mein Schwiegervater ist 86 Jahre alt, 174 cm groß, wiegt 69 kg, war immer schlank und sehr fitt.

Seit ein paar Wochen (in den letzten beiden Wochen stärker) hat er recht starke Atemnot, z. B. schon wenn er von einem Zimmer ins andere geht oder länger spricht. Seine Unterschenkel sind angeschwollen. Sein Brust-/Bauchraum auch leicht.

Das EKG bei der Hausärztin vor 5 Tagen ergab ein Vorhofflimmern. Seitdem nimmt er

- Eliquis 5 mg (m 1 - m 0 - a 1)

Vor 2 Tagen war er nun beim Kardiologen. Leider konnten wir nicht dabei sein. Mein Schwiegervater berichtet weiter von Vorhofflimmern. Wir sind aber nicht sicher, ob er die Diagnose beim Arzt richtig mitbekommen hat.

Medikation zusätzlich zu Eliquis

- Nebivolol 5 mg ( morgens eine halbe)

- Torasemid 29 mg ( morgens eine halbe)

Es sagt jetzt, das Wasser in seinem Beinen sei schon weniger geworden und die Luftnot weniger,  es ginge ihm besser, er könne wieder besser schlafen. Wir wohnen leider weiter weg....

In 3 Wochen soll er wieder beim Kardiologen vorstellig werden. Dann gehe ich mit.

Deutet das wirklich auf ein Vorhofflimmern hin? Muss das nicht eher mit Elektroströmen behandelt werden, damit das Herz wieder in den Takt kommt?
Oder doch eine Insuffizienz?

Ich weiss natürlich, dass Sie keine Ferndiagnosen stellen können. Aber klingen Vorgehen und Medikation pausibel?

Besten Dank vorab.:-)

 

 

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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11.10.2020, 13:46 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo ReinhardWo,

Das Vorgehen und auch die Medikation des Kardiologen sind sehr plausibel und scheinen ja auch bereits erste Erfolge zu bringen.
Kurz zur Erläuterung: Vorhofflimmern ist im EKG sehr eindeutig, anhand des EKGs ist es praktisch eine Blickdiagnose. Die Reaktion der Hausärztin darauf war ca. Folgende: die Behandlung des Vorhofflimmerns gehört in die Hände eines Facharztes (möglicherweise, da Ihr Schwiegervater alleine aufgrund des Alters auch andere Erkrankungen und Medikamentenunverträglichkeiten mit sich bringen könnte), deswegen hat sie aber etwas getan, um die akutesten Nebenwirkungen abzuwenden: Vorhofflimmern kann zu großen Blutgerinsseln führen, welche Schlaganfälle und Herzinfarkte verursachen können, die Blutgerinnung sollte also reduziert werden. Deswegen hat sie unkompliziert Eliquis verschrieben, eine gute Entscheidung.
Der Kardiologe versucht schließlich anhand weiterer Untersuchungen und Therapieversuche Ihrem Vater mehr zu helfen und das Flimmern soweit wie möglich zu entfernen, bzw. weiteren Nebeneffekten entgegenzusteuern. Zusätzlich liegt aber auch eine Herzinsuffizienz statt, möglicherweise auch ein Bluthochdruck (was zusammengehören kann). Symptomatisch dafür ist das Wasser in den Beinen. Dazu verschreibt er den Betablocker Nebivolol, der ersteinmal das Herz entlastet. Da durch das "zu schwache" Herz sich das Wasser in den Beinen sammelt, das Herz aber nicht einfach verstärkt werden kann, muss das Wasser anders herausgezogen werden. Dafür regt er mit Torasemid (wahrscheinlich meinten Sie 20 mg) die Nieren an, vermehr Wasser auszuscheiden. Vor allem in der Nacht, wenn der Wasserdruck in den Blutgefäßen der Beine niedriger ist, kann das Wasser dann wieder in den Kreislauf gelangen und über die Nieren ausgeschieden werden (Wahrscheinlich musst Ihr SChweigervater in der Nacht öfters Wasserlassen). Gleichzeitig ist aber nicht nur das Wasser aus den Beinen, sondern auch aus der Lunge weg, dadurch hat sich wohl die Atemnot gebessert.
Dass der Kardiologe das Eliquis nicht abgesetzt hat, deutet tatsächlich auf ein Vorhofflimmern hin. Ansonsten ist die Insuffizienz aber wohl zusätzlich da.
Eine Elektrobehandlung ist wahrscheinlich nicht nötig bzw. zielführend. Es könnte theoretisch mittels Herzkatheter ein Eingriff stattfinden, dabei soltle aber eine sorgfältige Risiko-/Risikoabwägung vorgenommen werden. Seien Sie deshalb am besten wirklich beim nächsten Termin dabei, das könnte helfen.
In diesem Zusammenhang wollen wir aber auch nochmal darauf hinweisen, dass Sie vorstichtig sein sollten, wenn Sie bei Ihrem Schwiegervater sind bzgl. Corona. Ihr Schwiegervater gehört sicherlich jetzt zu einer Gruppe mit sehr hohem Risiko. Ein Abstrich bei Ihnen und ihm ist sicherlich sinnvoll.
Warten Sei ruhig den nächsten Termin ab, bzw. bei Beschwerden sollte er schnellstmöglich die Hausärztin aufsuchen. Bei weiteren Fagen sind wir natürlich gerne wieder für Sie da.

Wir drücken Ihnen die Daumen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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